Als wir in 2012 erstmals den Balkan unter die Räder nahmen war klar, diese Region bietet so vieles, dass eine Urlaubsreise bei Weitem nicht ausreicht um einen intensiven Eindruck über die Balkanländer zu gewinnen. 2013 folgte eine Reise nach Rumänien, für den Herbst 2014 dann ein weiterer Anlauf um Lücken zu schließen. Mit der Fähre sollte es jeweils von Venedig nach Igoumenitsa und auch wieder zurück gehen. Ab Igoumenitsa führte unsere Runde nach Albanien, Mazedonien, Bulgarien, Türkei und Griechenland. Begleitet wurden wir von Wolfgang, der auch schon 2012 mit dabei war. Nachfolgend unsere vielen, sehr unterschiedlichen Eindrücke.
Tag 1 Samstag 20. September 2014 626 KM (+ 970 KM auf See)
Bereits kurz vor drei Uhr endete die Nacht. Wie geplant starteten wir noch vor vier Uhr Morgens. Zunächst noch ein Tankstopp in Allershausen, bevor es auf die Autobahn ging. Kurz vor dreiviertel Fünf rollten wir in die Rastanlage Vaterstetten, wo wir uns mit Wolfgang verabredet hatten. Er erwartete uns schon und so konnten wir gleich durchstarten. Als wir gegen 6 Uhr die Grenze nach Österreich überquerten, begann es leicht zu dämmern. In den Radstätter Tauern beschien die aufgehende Sonne schon einzelne Bergspitzen, die dann in kitschigem Rosa leuchteten. Nach dem Felbertauerntunnel dann etwas Nebel in den Tälern.
Es ging flott voran und schon kurz nach Acht erreichten wir hinter Villach bereits das Ende von Österreich wo wir noch mal tankten. Da wir gut in der Zeit lagen, gönnten wir uns einen Cappuccino und Croissants. Dann starteten wir in die letzte Etappe. Durch das Friaul schlängelte sich die Autobahn durch die noch nebligen letzten Alpentäler.
Kurz vor Udine hatten wir die Alpen durchquert und es wurde flach, die Autobahn demzufolge gerader. Wir schwenkten ab Richtung Westen und näherten uns Venedig. Eine kleine Regenwolke mussten wir noch durchqueren, bevor wir kurz vor dreiviertel Elf den Fährhafen erreichten. Gebucht hatten wir schon von zu Hause, somit mussten wir nur noch die Tickets holen und fuhren gleich darauf auf die F/B Forza.
Die Mopeds waren gleich geparkt und so konnten wir an Deck und das finale Beladen und Ablegen beobachten. Mit einer rund halbstündigen Verspätung liefen wir gegen 12:30 Uhr aus und passierten Venedig, das bei bewölktem Himmel im Dunst nur leider sehr schemenhaft zu erkennen war. Den Nachmittag verbrachten wir gemütlich an Deck. Wie ließen uns die Seeluft um die Nase wehen und genossen das immer besser werdende Wetter und die südliche Sonne. Am frühen Abend aßen wir noch im Self-Service-Restaurant und suchten uns dann schon relativ früh einen Schlafplatz. Das extrem frühe Aufstehen steckte uns allen noch in den Knochen. Ganz oben in einem Treppenaufgang fanden wir einen idealen Platz, wo wir unsere Isomatten und die Schlafsäcke ausbreiteten.
Tag 2 Sonntag 21. September 2014 58 KM
Um halb Sieben krochen wir aus unsere Schlafsäcken und begannen einen gemütlichen Vormittag an Deck. Es war warm aber zunächst noch wolkig. Nach und nach verzogen sie sich und es wurde richtig
heiß. Am späten Vormittag tauchte links von uns die albanische Küste, später zusätzlich rechts die Insel Korfu auf. Bereits um halb Zwei fuhren wir in den Hafen von Igoumenitsa ein, eine
Stunde später waren wir von Bord und sortierten erst einmal unsere Siebensachen.
Dann ging es los. Zunächst rollten wir durch die kleine Hafenstadt, die wir Richtung Nordwesten verließen. Nach nur 30 Kilometer erreichten wir bereits die griechisch-albanische Grenze, die wir ohne Probleme relativ schnell passieren konnten.
Schon der erste Abzweig von der Hauptstraße mündete in eine steil abfallende Schotterstrasse. Das erste Tierchen, das unseren Weg querte, war eine Schildkröte, die gemütlich die Straßenseite wechselte. 15 Kilometern weiter endete die Straße an einem kleinen Meeresarm, den wir mit einer spannend anmutenden, von Stahlseilen gezogenen Fähre überquerten.
Dann nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Tagesziel Ksamil, wo wir uns zunächst noch mit Geld versorgten und uns dann in der Villa Ideal einquartierten. Der Preis für 3 Personen lag bei 35 Euro. Das wichtigste war jetzt erst mal duschen. Danach zogen wir zu Fuß los um nach Eßbarem Ausschau zu halten. Wir gelangten an eine malerische Bucht mit kleinen Inselchen. Ein paar Schritte weiter kamen wir zum Restaurant Guvat, das wunderbare Ausblicke auf die Bucht bot. Hier fühlten wir uns auf Anhieb wohl. Für den ersten Durst zischten wir erst mal zwei Bierchen, bevor wir auf Rotwein wechselten. Zum Essen gab es gegrillten Fisch, gegrillte Gambas und gegrilltes Lamm. Während wir das superleckere Essen genossen, schweiften unsere Blicke über das Meer hinüber nach Korfu, wo dann hinter den Bergen die Sonne unterging. Immer wieder glitten Kreuzfahrtschiffe an uns vorbei. Ein Urlaubseinstand nach Maß. Während wir noch darüber philosophierten ob wir uns noch ein Verdauungsschnäpschen gönnen sollten, stand die nette Bedienung schon mit drei Stamperl vor uns. So muss das sein - telepathische Bestellung. Reichlich vollgefressen marschieren wir zurück zu unserem Hotel.
Tag 3 Montag 22. September 2014 298 KM
Da es im Hotel kein Frühstück gab fuhren wir bereits um 7:45 Uhr los. Erst mal tanken und nochmal an den Bankomaten, dann noch in einen Supermarkt wo wir uns noch Wasser und ein wenig Verpflegung
kauften. Kurz nach Acht verließen wir schließlich Ksamil Richtung Norden. Wir folgten noch ein wenig dem Meer, wo gerade unsere Fähre von gestern vorbeiglitt und Richtung Venedig fuhr. In Sarande
schwenken wir ab ins Landesinnere.
Die Straßen wurden kleiner, und wanden sich durch die bewaldete Hügelwelt. In einer Taverne gab es eine erste Kaffeepause. Wir überwanden den ersten Bergrücken und landeten auf einer gut ausgebauten Hauptstraße, die uns zunächst nach Gijrokaster, dann noch weiter nach Nordwesten führte. Den Bergrücken der rechts von uns lag, umfuhren wir in einem U-Turn und fuhren dann entgegengesetzt. Es ging in einem weiten Tal entlang eines türkisfarbenen Fluss, links und rechts von uns Berge.
Nach dem Städtchen Permet parkten wir überhalb des Flusses auf einer Wiese, um uns über unseren Reiseproviant herzumachen.
Nach einer halben Stunde ging's weiter. Wir schwenken ab Richtung Nordosten und es ging auf einem kleinen Sträßchen hinauf in die Berge. Die Strassenqualität wechselte ständig. Von nagelneu bis unterirdisch schlecht war alles dabei.
Nach einer weiteren Kaffeepause änderte sich das Landschaftsbild. Wir fuhren auf einer Hochebene mit tollen Panoramen. Am Straßenrand wurde Obst und Gemüse zum Verkauf angeboten. Mit Korce durchquerten wir noch eine etwas größere Stadt, bevor wir die restlichen 30 Kilometer in Angriff nahmen.
Dann tauchte unter uns der Ohridsee auf, zu dem sich die Straße in vielen Kurven hinabschlängelte. In Pogradec suchten wir nach einem Hotel und wurden auch bald direkt am Seeufer fündig. Die Mopeds parkten wir in einem bewachten Hinterhof. Das Hotel bot alles was man so braucht. Nach Duschen und Umziehen spazierten wir noch etwas am See entlang, bevor wir dann im Hotelrestaurant den Tag bei einem gemütlichen Abendessen ausklingen ließen.
Tag 4 Dienstag 23. September 2014 229 KM
Als wir den ersten Blick aus dem Fenster wagten, hingen tiefschwarze Gewitterwolken über dem Ohridsee. Um Acht Uhr beim Frühstück ging ein heftiger Gewitterschauer nieder. Wir ahnten schon
Schlimmes , fuhren aber um 9:00 Uhr bei Sonnenschein los. Unsere letzten albanischen Leks investierten wir noch im Supermarkt und an der Tankstelle. Durch den chaotischen Stadtverkehr von
Pogradec ging es Richtung Norden. Wir fuhren entlang des Westufers in Richtung der mazedonischen Grenze. Die Straßenverhältnisse waren wieder mal sehr sehr schlecht. Wir hangelten uns von einem
Schlagloch zum nächsten. Blöd war, dass durch die starken Regenfälle der Nacht alle Schlaglöcher mit Wasser gefüllt und somit deren Tiefe nicht einzuschätzen war. Plötzlich machte die Straße
einen Schwenk nach links und es ging bergwärts. Auf dem kurvigen Weg nach oben hatten wir tolle Blicke zurück zum See.
Punkt 10:00 Uhr erreichten wir die Grenze, die wir nach gut 10 Minuten passiert hatten. Gleich nach dem Grenzposten ging es wieder talwärts nach Radolishta. Hier bogen wir ab in Richtung Debar. Das kurvige Sträßchen wand sich durch den Wald entlang eines Stausees anschließend entlang eines Flüßchens.
In Debar schließlich schwenkten wir ab nach Osten und erreichten schon bald den Mavrovo-Nationalpark. Es warteten 50 Kilometer Kurven- und Landschaftsgenuss auf uns. Durch ein enges Tal mit teilweise steil aufragenden Felsen gelangten wir an den Mavrovostausee wo wir erst mal eine Brotzeitpause einlegten. Es war richtig frisch geworden. Unsere Navis zeigten einen der Gründe - wir waren auf über 1200 m Höhe angekommen.
Kurz nach dem Start ging es wieder hinab ins Tal. Bei Gostivar öffnete sich, umrahmt von einer tollen Bergkulisse, eine Ebene, in der wir auf kleinen Nebenstraßen Richtung Tetovo fuhren. Ein letzter Schwenk und noch 25 Kilometer Weg bevor wir die Hauptstadt Mazedonien, Skopje erreichten. Unmittelbar an den Toren zur Altstadt kamen wir im Hotel Koka unter. Schon bald zogen wir los um die Stadt zu erkunden. Rund um das Wahrzeichen der Stadt, der alten Steinbrücke, drängten sich aufwändig restaurierte Gebäude und unglaublich viele Statuen und Brunnen. Unsere Digicams hatten ordentlich zu tun. Nach einer Kaffeepause marschierten wir noch hinauf zum Old Bazaar und zur Festung, die oberhalb der Altstadt auf einem Hügel trohnte. Hier genossen wir den Sonnenuntergang und machten uns dann wieder auf den Weg zurück zur Steinernen Brücke. Hier erholten wir uns bei einem gemütlichen Abendessen. Anschließend konnten wir die Highlights im Zentrum noch wunderbar illuminiert bewundern. Erschöpft machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel.
Tag 5 Mittwoch 24. September 2014 332 KM
Kurz vor dreiviertel Neun stürzten wir uns ins Verkehrsgewühl von Skopje. Wir fuhren Richtung Osten und stoppten noch kurz um die restlichen Denar zu vertanken. Eine wunderbare Berg- und
Hügellandschaft breitete sich rund um uns aus. Nur selten kamen wir durch Dörfer und Städte, der Verkehr war kaum spürbar und so kamen wir zügig voran. Ziemlich genau gegen 11:00 Uhr erreichten
wir die nächste Grenze - die nach Bulgarien. Wie auch schon gestern lag die Grenze oben am Berg. Die Formalitäten waren schnell erledigt, dann fuhren wir wieder talwärts. Die
Straßenqualität war meist gut, kerzengerade Stücke und teilweise kurvige Bergsträßchen wechselten sich ab. Was blieb sind traumhafte Landschaften, die wir durchfuhren.
In einem kleinen Dorf legten wir noch einen kurzen Kaffeestop ein, bevor wir gegen halb Vier Ortszeit in Tsigov Chark eintrafen. Mit dem Grenzübertritt nach Bulgarien wechselten wir in eine andere Zeitzone und hatten somit eine Stunde verloren.
Das Hotel "Four Seasons" in dem wir eincheckten, lag malerisch gelegen am Bataksee, zu dem wir natürlich marschierten. Ausklingen ließen wir den Tag gemütlich im Hotelrestaurant.
Tag 6 Donnerstag 25. September 2014 373 KM
Schon der erste Blick aus dem Hotel Fenster war atemberaubend. Nebelschwaden waberten über den Batak-See und wurde von der aufgehenden Sonne beschienen - einfach toll.
Nachdem wir gefrühstückt hatten führte uns eine kurvige Straße entlang eines Flüsschen talwärts. Hier war es gleich etwas wärmer. Nach und nach verschwanden die Berge und es wurde flacher, die Straßen demzufolge gerader. Wir folgten weiter der 8, einer Transitstrecke in die Türkei nach Osten. Mit Plovdiv, der zweitgrößten Stadt Bulgariens, mussten wir eine ziemlich große Stadt durchqueren.
Bei Haskovo schließlich wechselten wir endlich wieder auf kleinere Nebenstrecken. Erst mal Brotzeit am Wegesrand. Mittlerweile waren wir in einer schönen hügeligen Landschaft angekommen. Nur ab und an ein verträumtes Dorf, das unseren Vorwärtsdrang bremste.
100 KM vor unserem Tagesziel noch ein Tankstopp inkl. Kaffeepause. Eine dreiviertel Stunde später erreichten wir Burgas und somit die Schwarzmeerküste, der wir noch rund 25 KM nach Süden folgten. Gegen Vier kamen wir schließlich zu unserem unser Tagesziel Sozopol. Wir drehten eine kurze Runde und checkten im Hotel Coral mit traumhaften Blick über die Bucht hinüber zur Altstadt ein. Nachdem wir geduscht hatten zogen wir hinüber zur Altstadt die wir durchbummelten. Am Hafen kehrten wir erst mal auf ein Bierchen ein bevor es weiterging. Dann spazierten wir zurück zum Hotel wo wir im Hotelrestaurant essen wollten - leider war es geschlossen. So mussten wir nochmal los um in der Nähe ein Restaurant zu suchen. Wir wurden schnell fündig und ließen uns unser Abendessen schmecken.
Tag 7 Freitag 26. September 2014 349 KM
Beim Frühstück konnten wir vom Hotelrestaurant nochmals den tollen Blick auf die Bucht von Sozopol genießen. Es war etwas wolkig. Gegen Neun drückten wir schließlich unsere Anlasser und wir starteten Richtung Süden. Die ersten 40 Kilometer folgten wir dem Küstenverlauf des Schwarzen Meeres, dann bogen wir ab Richtung Westen, sprich ins Landesinnere. Die letzten 60 Kilometer zeigten sich die bulgarischen Straßen von ihrer schlechtesten Seite. Fast durchgängig reihte sich ein Schlagloch an das andere. Nur gut, dass wir so ziemlich alleine unterwegs waren, so konnten wir meist die gesamte Straßenbreite nutzen um so gut wie es ging im Slalom zwischen all den Löchern zu fahren. Noch ein Tankstopp in Bulgarien bevor wir kurz vor Elf die Grenze zur Türkei erreichten.
Mitten im Wald wartete eine relativ große Grenzstation auf uns und es dauerte fast eine dreiviertel Stunde bis wir die für die Einreise notwendigen 3 Stempel in unseren Pässen hatten.
So schlecht die Straßen noch vor der Grenze waren, so fast übertrieben gut ausgebaut und nagelneu waren sie hier in der Türkei. So kamen wir schnell voran. Rund 75 Kilometer vor Istanbul kehrten wir auf einen Cay ein, bevor wir uns in den großstädtischen Wahnsinn von Istanbul stürzten.
Mittlerweile hat es begonnen leicht zu regnen. Wir erreichten eine erste Vorstadt von Istanbul in der es verkehrstechnisch schon mächtig zur Sache ging. Ein kreuz und ein quer, ein Gedränge und Gehupe - unglaublich.
Dann entspannte es ich nochmal kurz bevor es richtig losging. Von der Peripherie benötigten wir eine gute Stunde bis wir unser Hotel nahe des Taksim-Platzes erreichten. Wir konnten unsere Mopeds genau gegenüber des Hotels im Blickfeld des Portiers parken. Da es mittlerweile noch etwas fester begonnen hat zu regnen gingen wir gleich neben dem Hotel in ein Restaurant zum essen.
Tag 8 Samstag 27. September 2014
Heute war mopedfreier Tag. Es stand Sightseeing in Istanbul auf dem Programm.Wir marschierten zum nahegelegenen Cartoon-Hote,l wo wir von einem Kleinbus abgeholt wurden. Wir hatten schon von zu Hause aus eine Stadtführung gebucht. Tibet , unsere Reiseleiterin, erklärte uns das heutige Programm. Kurz nach dem wir das goldene Horn überquert hatten erreichten wir schon unsere erste Station, die Sultan-Ahmed-Moschee oder besser bekannt als Blaue Moschee. Was für ein imposantes Gebäude.
Anschließen spazierten wir hinüber zum Topkapi-Palast. Zwei Dinge hatten mittlerweile deutlich zugenommen, die Menschenmengen und leider auch der Regen. Gott sei Dank gab es vieles indoor zu besichtigen.
Danach machten wir in einem Restaurant gegenüber Mittagspause. Endlich mal eine kurze Rast für unsere Füße. Satt und zufrieden starteten wir zum zweiten Teil der Tour. Es ging zunächst hinunter in die Cisterna Basilica , die schon beim James Bond Klassiker "From Russia with Love" als Kulisse diente.
Gleich danach folgte die Hagia Sophia, eine riesige Moschee, die ursprünglich als Kirche gebaut wurde.
Als Abschluß standen ein Besuch in einem Teppichgeschäft und ein Bummel durch den Großen Basar auf dem Programm.
Unser Fahrer holte uns dort ab und wir fuhren zurück zum Hotel. Da es immer noch regnete, beschlossen wir, wie gestern gleich in das Restaurant nebenan zu gehen. Als wir fertig waren mit Essen, hatte der Regen aufgehört und wir spazierten zum nahegelegenen Taksim-Platz, in dessen Umgebung noch immer viele Polizeifahrzeuge u.a. auch Wasserwerfer standen -irgendwie beklemmend. Wir waren noch nicht richtig auf dem riesigen Platz angekommen, als erneut Regen einsetzte. Also schnell zurück zum Hotel.
Tag 9 Sonntag 28. September 2014 316 KM
Nachts hatte es stark geregnet und auch ein heftiger Wind pfiff durch die engen Gassen. Bei jedem Erwachen in der Nacht fiel mir die Textzeile aus Frank Sinatras New York ein: "The City
that doesn't sleep". Egal wie spät oder früh es war, es war immer Lärm. Als wir gegen Acht unsere Mopeds packten, war es zwar immer noch grau in grau, aber zumindest trocken. Gegen viertel
nach Acht legten wir los. Heute am Sonntag war der Verkehr noch relativ harmlos und so kamen wir zügig auf die andere Seite des Bosporus sprich nach Asien und auch schnell hinaus aus dieser
riesigen Stadt. Über breite Ausfallstrassen erreichten wir Gebze, von wo aus wir mit einer Fähre einen Meeresarm überquerten.
Nachdem wir unsere Tanks gefüllt hatten, fuhren wir weiter westwärts und umrundeten eine kleine Halbinsel. Landschaftlich war es ein Traum, links von uns bewaldete Hügel, rechts von uns das Marmarameer. Das alles bei dunkelgrauen stark bewölktem Himmel natürlich nicht halb so reizvoll wie bei Sonnenschein.
Als wir uns Gemlik näherten, begann es schließlich zu regnen. Wir stoppten noch einmal auf einen Kaffee bevor wir zu den letzten 70 Kilometer nach Bandirma starteten.
Die hatten es allerdings in sich. Nicht von den Straßen her, nein, die waren nach wie vor breit und gut aufgebaut. Zum Regen hatte sich mittlerweile auch noch heftigster Seitenwind gesellt, der uns immer wieder auf gerader Strecke zu Schräglagen zwang und uns höchste Konzentration abverlangte. Gegen Drei Uhr checkten wir schließlich im Hotel Eken Prestige ein, wo es für unsere Mopeds sogar eine Tiefgarage gab. Wir unternahmen zunächst einen Stadtbummel. Unterwegs ließen wir uns Döner und anschließend Cay schmecken bevor wir auf ein Päuschen zum Hotel zurückkehrten. Gegen halb Sieben marschierten wir zurück zum Hauptplatz wo wir uns ein leckeres Abendessen und ein Efes zum Tagesausklang schmecken ließen.
Tag 10 Montag 29. September 2014 238 KM
Kurz vor Neun startete nach einem ausgiebigen Frühstück unser Tag. Als erstes galt es die zwar kurze dafür aber sehr steile Tiefgaragenausfahrt zu bezwingen. Wir verließen Bandirma auf einer 4
spurigen Straße, die uns rasch Richtung Südwesten brachte. Nach rund 60 Kilometer stoppten wir um zu tanken, bevor wir dann in Biga nach links abbogen.
Auch diese Straße war vierspurig ausgebaut aber deutlich kurviger. In langegzogenen Kurven cruisten wir durch die grünen Hügel. Die Bewölkung und der Wind wurden immer weniger. Wir bogen auf eine Nebenstraße ab, die zwar ziemlich gerade war, dafür aber einer Berg- und Talbahn glich.
In Bayramic stoppten wir kurz an einem kleinen Supermarkt um uns wieder mit Brot und Wurst einzudecken. Weiter ging es wieder auf einer breiten Hauptstraße, die uns zu unserem ersten Tagesziel, der Ausgrabungsstätte von Troja führte. Neben einem nachgebauten hölzernen Pferd gab es reichlich freigelegte Mauerreste, ausgegraben Säulen und vieles mehr anzusehen. Wunderbar war auch der Blick hinunter zu den Dardanellen, der Meerenge, die von der Ägäis ins Marmarameer und somit weiter ins Schwarze Meer führt.
Nachdem wir alles ausgiebig erkundet hatten, fuhren wir noch die restlichen paar Kilometer nach Cannakale. In der Nähe des Zentrums und des Hafens fanden wir mit dem Hotel Artur eine nette Bleibe. Mittlerweile hatte sich die Sonne durchgesetzt und so konnten wir unseren Nachmittagskaffee gemütlich vor unserem Hotel genießen. Anschließend ein erster Bummel hinunter zum Hafen und durch die Fußgängerzone. Nach etwas Chillen im Hotel spazierten wir erneut zur Hafenpromenade, um uns in einem der zahlreichen Restaurants ein leckeres Abendessen schmecken zu lassen.
Tag 11 Dienstag 30. September 2014 454 KM
Um zehn vor Neun drückten wir unsere Anlasser, um die paar hundert Meter hinunter zum Fährhafen zurückzulegen. Wir mussten über die Dardanellen, der Grenze, die Kleinasien von Europa trennt. Kurz nach Neun legten wir ab, kurz vor halb zehn auf der europäischen Seite in Gelibolu wieder an.
Noch ein kurzer Stopp an einem kleinen Dorfladen, dann fuhren wir zunächst einer Küstenstraße Richtung Nordosten. Das Wetter und die Ausblicke waren perfekt. Schnell erreichten wir Kesan, wo wir Richtung Westen abschwenkten und die letzten Meter der Türkei unter die Räder nahmen. Kurz vor der Grenze dann noch ein Tankstopp. Es folgten die Grenzformalitäten. An drei türkischen und einer griechischen Station mussten wir unsere Pässe und die Fahrzeugpapiere vorzeigen - dann hatten wir es geschafft, die EU hatte uns wieder.
Auf einer fast leeren gut ausgebauten Autobahn ging es weiter westwärts. Wir fuhren inmitten grüner Hügel, einfach toll. Wegen einer Sperrung wurden wir für rund 20 Kilometer ausgeleitet und konnten die hügelige Gegend auf einer kurvigen Landstraße genießen. Dann folgten wir bis kurz nach Kavala nochmals der Autobahn, bevor wir auf eine tolle Küstenstraße wechselten.
Schräg links vor uns tauchte die Halbinsel Chalkidiki auf. Die Panoramen waren einfach genial. In Asprovalta gelangten wir schließlich nach Chalkidiki und folgten einer kurvenreichen Straße südwärts bis Olimpiada, unserem heutigen Tagesziel. Im Hotel Germany direkt am Meer gelegen, checkten wir ein. Nach Duschen und Klamottenwechsel spazierten wir zum naheliegenden Hafen, um zunächst das dortige Treiben, später den Sonnenuntergang zu beobachten. So, jetzt aber zurück zum Hotel, es war Zeit für unser Abendessen. Auf einer Terrasse direkt am Strand genossen wir den lauschigen Abend und das griechische Essen und den Wein.
Tag 12 Mittwoch 1. Oktober 2014 358 KM
Kurz nach halb Neun checkten wir aus dem Hotel aus und starteten in den Motorradtag. Die ersten Kilometer entlang der Ägäis auf einer kurvigen Straße, die immer wieder sagenhafte Blicke auf das funkelnde Meer bot.
In Stratoni tankten wir voll, bevor wir begannen die Chalkidiki von Ost nach West in den Bergen zu durchqueren. Wie ein Wurm wand sich die Straße durch die dicht bewaldeten grünen Berge. Ab der Mitte der Halbinsel wechselte plötzlich der Bewuchs der Berge. Sie waren jetzt mit violettem Erika bewachsen, dazwischen jede Menge bunter Bienenkästen.
Langsam ging´s talwärts, es wurde gerader und flacher. Wir näherten uns langsam Thessaloniki, das wir auf einer Ringstrasse umfuhren. Erst in Katerini verließen wir die Autobahn und es ging wieder hinein in die kurvige Bergwelt. Einfach toll - für kleinere Aufreger sorgte nur die Tierwelt. Einmal war es eine Schildkröte, die gemütlich die Straße überquerte, danach ein paar entlaufene Pferde, die uns entgegenkamen und zum Schluß eine ziemlich große Ziegenherde, die genau hinter einer Kurve auf uns wartete.
In Elassona gab es unsere obligatorische Nachmittagskaffee- pause. Gegen vier Uhr erreichten wir schließlich Kastraki, wo wir uns im Hotel Doupiani einquartierten, das schon fast kitschig schöne Ausblicke auf imposante Felsformationen und einige der Meteoraklöster bot. Wir genossen den Ausblick auf der Terrasse bei einem Bierchen. Am frühen Abend marschierten wir gemeinsam mit Manfred, einem Deutschen, der in Thessaloniki lebt und mit seiner R 1150 R auch hier im Hotel gestrandet war, zu einem nahe gelegenen Restaurant, in dem wir uns Schwein am Spieß und roten Hauswein schmecken ließen.
Tag 13 Donnerstag 2. Oktober 2014 273 KM
Erst gegen halb Zehn legten wir heute los. Die letzte Etappe nach Igoumenitsa stand auf dem Programm, das Hotel für den Abend hatten wir wegen der frühen Abfahrt der Fähre schon vorgebucht. Vom Hotel fuhren wir zunächst mal bergwärts um die berühmten Meteora-Klöster zu sehen. Immer wieder stoppten wir um die tollen Ausblicke in uns aufzusaugen und natürlich auch mit unseren Digicams festzuhalten.
Dann fuhren wir hinab nach Kalambaka zur Hauptstraße und steuerten erst mal eine Tankstelle an, um ein letztes Mal griechischen Sprit zu tanken. Nach rund 20 Kilometer ging es hinein in die Berge. Eine kurvenreiche Straße wand sich abwechslungsreich nach oben. Als wir auf eine Nebenstrecke abbogen, stoppte uns schon nach wenigen 100 Metern ein GESPERRT-Schild und zwang uns umzudrehen. Die einzige Alternativroute führte uns auf eine Autobahn, die wir aber schon nach wenigen Minuten wieder verließen. Über Metsovo gelangten wir weiter nach oben und erreichten ein Hochtal, das wir entlang eines Stausees durchfuhren. Die Landschaft um uns herum hätte auch irgendwo in Skandinavien sein können.
Danach führte uns eine sehr marode und mit viel Schmutz und Steinen übersäte Straße wieder talwärts. Die nächsten Stunden verbrachten wir in der einsamen Bergwelt Nordgriechenlands auf vornehmlich kleinen Nebenstrecken. Nur ab und an tauchte ein kleines Dorf inmitten der grünen Berge auf.
Gegen Vier Uhr schließlich erreichten wir Igoumenitsa und steuerten gleich in Hafennähe das Hotel Astoria an. Wir zogen gleich los um unseren ersten Hunger und vor allem den Durst zu bekämpfen. Zuerst gab's mal ein leckeres Gyros am Straßenrand, gleich im Anschluss in einem Café ein Radler. Wir staunten nicht schlecht als wir noch ein Teller mit Gegrilltem und Pommes bekamen . Auf unsere Nachfrage hin sagte uns die nette Kellnerin, dass das in diesem Café Usus sei. Nach dem wir sowohl unsere Gläser als auch das Teller geleert hatten, spazierten wir noch ein wenig durch die Fußgängerzone und entlang der Promenade. Danach beschlossen wir nochmal auf ein Radler im Café Lift einkehren. Entgegen unseren Erwartungen gab es erneut ein Teller mit leckerem Essen dazu. Als auch bei der nächsten Radler noch ein Teller bei uns landete, verwarfen wir unseren Plan noch Essen zu gehen -wir waren gut satt. Da morgen unser Wecker bereits um halb Sechs läuten wird, verkrümelten wir uns schon bald ins Hotel.
Tag 14 Freitag 3. Oktober 2014 2 KM ( + 970 KM auf See )
Um halb Sechs meldeten sich unsere Wecker. Wir standen auf, packten und waren bereits kurz vor Sechs am Check-In zur Fähre. Dann ging´s aufs Hafengelände zum Dock 10 um auf die F/B Forza zu
warten. Mit ein paar Mopedfahrern tauschten wir unterdessen Urlaubserlebnisse aus.
Kurz vor Sieben dockte die Fähre an und die Fahrzeuge fuhren nach und nach in den Bauch des Schiffes. Wir parkten die Mopeds und begaben uns an Deck. Als wir ausliefen wurde es bereits
heller und so konnten wir nochmals wehmütig zurück auf Igoumenitsa blicken. Als wir rund eine Stunde später die Meerenge zwischen Korfu und Albanien passierten hielten wir nochmals Ausschau nach
dem Restaurant in Ksamil in dem wir unseren ersten Abend verbrachten.
Noch ein gutes Stück hatten wir an Steuerbord die Küste Albanien im Sichtfeld. Als diese verschwand gab es erst mal nichts mehr zu sehen. Wir saßen meistens an Deck, genossen die wärmende Sonne und vertrieben uns die Zeit mit Lesen und Ratschen. Abends aßen wir noch im Restaurant, bevor wir uns ein Nachtquartier für unsere Isomatten suchten. Zu unserer Überraschung war die Fähre komplett ausgebucht und so war es nicht so einfach einen Platz zu finden. Als wir schließlich fündig wurden machten wir es uns bequem, die letzte Nacht war schon sehr kurz und auch diese Nacht wird schon früh enden.
Tag 15 Samstag 4. Oktober 2014 518 KM
Gegen halb Sechs standen wir auf und packten unsere Siebensachen. Langsam erwachte die Fähre zum Leben. Wir frühstückten in der Lobby – danach ging es an Deck . Spektakulär ging die Sonne auf und wir näherten uns Venedig, das wir schon vor uns erkennen konnten.
Kurz nach Acht Uhr liefen wir schließlich ein und wir begaben uns hinunter zum Garagendeck um die Mopeds zu packen. Nach einer gefühlten Ewigkeit begann sich die Fähre zu leeren. Wir fuhren zwei
Etagen nach oben und gelangten wieder ans Tageslicht. Über eine Autobahn verließen wir Venedig nach Norden. Nach rund 80 Kilometer kurz hinter Belluno endete die Autobahn und wir hatten auch
schon den Südrand der Alpen erreicht. Bei schönem Herbstwetter gelangten wir über Cortina d`Ampezzo in das Pustertal und anschließend bei Bruneck zur Brennerautobahn, die einem großen Parkplatz
glich. Wie schön, dass wir auf der Bundesstraße unterwegs sind. Rund 10 Kilometer vor der Passhöhe begann allerdings auch hier ein Stau. Gut dass wir mit Zweirädern unterwegs waren. So konnten
wir den Stau nach und nach überholen.
Wir mussten nur bei Gegenverkehr, der sich allerdings in Grenzen hielt ab und an einscheren. Innsbruck umgingen wir über Axams und erreichten über den Zirler Berg Mittenwald und danach Garmisch. Um zeitig daheim zu sein beschlossen wir den Rest über die Autobahn abzuspulen. Wolfgang trennte sich kurz vor der AS Dachau / FFB von uns und fuhr noch ein wenig Autobahn, wir hatten noch 25 Kilometer Landstraße vor uns. Kurz vor Sechs waren wir schließlich zu Hause. Erwähnenswert für die Fahrt von Venedig nach Hause war, dass wir drei Jungs, die wir in Igoumenitsa am Check-In erstmals trafen (sie waren mit ihren Mopeds auf der Rückreise von Armenien und Georgien) noch drei Mal unterwegs getroffen haben – erst kurz vor Wolfratshausen verloren wir uns endgültig aus den Augen.