Prolog

 

In diesem sehr besonderen Jahr 2020 mussten wir, wie sehr viele andere, unsere Urlaubspläne komplett über den Haufen werfen. Dieser ursprüngliche Plan sah eine dreiwöchige Moped-Reise nach Kappadokien.

 

Durch die Tatsache, dass temporär das Moped fahren an sich nicht möglich war, sind wir auf den Geschmack gekommen mit elektrischer Unterstützung Fahrrad zu fahren. So ergab sich dann auch die Gestaltung der ersten Urlaubshälfte. Mit unseren E-Bikes wollten wir die erste Urlaubswoche im Chiemgau und im Berchtesgadener Land verbringen. Nach einem kurzen Stopp zu Hause wollen wir dann die zweite Urlaubswoche in Kärnten verbringen, da dann die Grenzen nach Österreich wieder passierbar sind und somit ein Urlaub jenseits der Grenze möglich ist.

 

 

Tag 1 Montag 8.06.2020 (62 Fahrrad-KM)

 

Gemütlich packten wir unsere Bikes auf den Heckträger unseres Autos und fuhren dann Richtung Südosten. In Bernau verließen wir die Autobahn und parkten das Auto. Wir machten unsere Fahrräder startklar und begannen gegen 10 Uhr mit unserer Runde um das bayrische Meer, dem Chiemsee. Bis kurz hinter Prien ging es noch nahe der Hauptstraße auf Radwegen dahin, nach dem Ortsende verließen wir die Hauptstraßen und begaben uns auf den Fahrradrundweg um den Chiemsee.

Auch wenn das Wetter nicht so ganz mitspielte, war es wunderschön auf den fein geschotterten Waldwegen entlang des Sees dahinzurollen. Nur selten, meist in Ortschaften mussten wir auf Straßen ausweichen.

Erst als wir wieder die Südseite des Sees erreichten und schon deutlich über 30 Kilometer hinter uns hatten kehrten wir im Mündungsgebiet der Tiroler Achen auf einen Cappuccino und ein leckeres Schokotörtchen ein.

Danach spulten wir den Rest der Seerunde bei mittlerweile etwas besseren Wetter ab und erreichten über Feldwies wieder Bernau. Nach ziemlich genau 3 Stunden Fahrt hatten wir die 62 Kilometer abgespult.

Jetzt wieder die Bikes ans Auto und weiter ging es zu unserem Tagesziel Reit im Winkl, wo wir die nächsten 3 Nächte verbringen werden, Gegen 4 waren wir in unserem Hotel, wo wir nach dem Check-In erst Mal eine warme Dusche genossen. Nach etwas ausruhen spazierten wir ins Ortszentrum des malerische gelegenen Orts. Schon bald meldete sich der Hunger (und es war nicht der kleine). Also schnell in ein Restaurant und unsere Akkus wieder aufladen. Gestärkt konnten wir dann den Rückweg zum Hotel antreten. 

 

 

Tag 2 Dienstag 09. Juni 2020 (37 Fahrrad-KM)

 

Schon die ganze Nacht hatte es geregnet. Daran hatte sich auch als wir gegen 8 Uhr frühstücken gingen nichts geändert. Wie von der Wetter-App prognostiziert hörte es kurz nach 9 Uhr auf zu regnen. Die Bewölkung und die kühlen Temperaturen blieben dennoch – aber zumindest trocken. Gegen halb 10 schwangen wir uns in die Sättel und es ging zunächst auf einem geschotterten Waldweg nach Seegatterl. Hier wechselten wir auf eine Forststraße, die uns hinauf zur Winklmoosalm führte. Vor uns lagen reichlich Höhenmeter, die aber dank unserer elektrischen Helferlein gut zu bewältigen waren.

Oben angekommen kehrten wir in der Sonnenalm ein, die leider heute ihren Namen kein Ehre machte. Dennoch konnten wir den ersten Punkt unserer Urlaubs-to-eat-Liste abarbeiten. Es gab leckeren Kaiserschmarrn, den wir uns in dieser malerischen Umgebung schmecken ließen. Danach drehten wir noch eine kleine Runde auf der Winklmoosalm.

Für die Abfahrt ins Tal  wählten wir die geteerte Straße die bis zu 18 % Gefälle aufwies. Als wir wieder zurück in Reit im Winkl waren, drehten wir auch hier noch eine Erkundungstour, unter anderen nach Birnbach, einem kleinen Ortsteil oberhalb des Hauptortes und zum Hausbachfall.

Danach kehrten wir in der Ortsmitte in der Milchbar auf einen Cappuccino ein. Als wir danach zurück ins Hotel fuhren hatte wieder leichter Regen eingesetzt. Unser Abendessen ließen wir uns nur 100 m vom Hotel entfernt im Hotel-Restaurant Mittermaier schmecken.

 

Tag 3 Mittwoch 10. Juni 2020 (55 Fahrrad-KM)

Leider hatten sich auch heute die Wolken noch nicht verzogen. Aber es war zumindest trocken. Mit unseren Tischnachbarn Susan und Aci aus dem Sauerland, die sich für den heutigen Tag E-Bikes ausleihen wollten verabredeten wir uns für 10 Uhr um die heutige Fahrradtour nach Ruhpolding gemeinsam zu unternehmen. Am Hotel Mittermaier wurden die beiden mit 2 Mountain-Bikes ausgestattet, danach legten wir dann gleich los. Bis Seegatterl noch auf dem gleichen Weg, wie schon am Tag davor, danach blieben wir aber im Tal und näherten uns dem Weitsee, den wir auf einer erhöht liegenden Forststraße passierten. Immer wieder konnten wir traumhafte Blicke hinunter zum See erhaschen.

Dem Weitsee folgten noch der Mittersee und der Lödensee. Den Förchensee passierten wir dann direkt entlang des Ufers. Das Smaragdgrün des Sees zwang uns förmlich zu einem Fotostop.

Jetzt ging es vorbei an der Chiemgau-Arena, die als Leistungszentrum für Biathlon bekannt ist. Und schon hatten wir 25 Kilometer zurückgelegt und unser Ziel in Ruhpolding, die Windbeutelgräfin erreicht. In diesem auch optisch tollen Wirtshaus kehrten wir natürlich auf einen Windbeutel ein.

Als wir uns frisch gestärkt und etwas ausgeruht wieder auf die Bikes schwangen, fing es leider an zu regnen. Der Regen verfolgte uns dann auch bis kurz vor Reit im Winkl. Auch der Rückweg war wie schon der Hinweg wirklich sehr gut zu bewältigen.

Auch unsere beiden E-Bike-Tester waren begeistert und hatten letztlich die fast 55 KM mit Bravour gemeistert. Unser danach geplantes Minigolf-Match fiel leider buchstäblich ins Wasser. Kurz vor wir gegen halb 5 gemeinsam mit Susan und Aci starten wollten, fing es erneut an zu regnen. Das änderte sich leider auch für den heutigen Abend nicht mehr. So blieb uns ein Einkehrschwung im Restaurant Almrausch bevor wir zurück zum Hotel Mittermaier spazierten, wo wir uns ein leckeres Abendessen schmecken ließen.

 

 

Tag 4 Donnerstag 11. Juni 2020 (33 Fahrrad-KM)

 

Ein letztes Mal nahmen wir am Tisch neben Susan und Aci zum Frühstück Platz. Die beiden haben wegen der positiven Wetterprognosen noch etwas verlängert, wir wollen heute nach Schönau am Königssee weiterziehen. So hieß um kurz nach neun Abschied nehmen von den beiden. Danach packten wir unsere Koffer und checkten aus. Bevor wir aber Reit im Winkl verließen stand noch eine finale Fahrradtour durch das Achental auf dem Programm. Das bedeute, dass es die ersten knapp 4 Kilometer nur bergauf ging,  wir damit aber schon den höchsten Punkt der heutigen Runde erreicht hatten und es erst mal einige Kilometer talwärts ging. In Oberwössen passierte es dann. Durch eine Unachtsamkeit knallte ich mit dem Vorderrad an die Bordsteinkante. Erschrecken, gegenlenken und dann der unfreiwillige Abstieg vom Fahrrad waren eins. Bevor ich richtig realisieren konnte was genau passiert, knallte ich schon schmerzhaft auf den Bürgersteig. Erst mal japste ich nach Luft, danach checkte ich meine Gliedmaßen. Alles noch dran, kein Blut. Auch das Bike hatte kaum was abbekommen. Also rauf auf´s Rad und weiter geht´s. Bis Unterwössen folgten wir noch der Hauptstraße und bogen dann links ab Richtung Schleching. Bald erreichten wir die Tiroler Ache, deren Verlauf wir auf einem Fahrradweg folgten.

Erst nach Schleching mussten wir wieder zurück auf die Hauptstraße, die durch ein enges Tal nach Kössen und somit nach Österreich führte.

Von hier bogen wir wieder ab Richtung Reit im Winkl, wo sich der Kreis dann schloss. Wir erreichten unser Auto, wo wir gleich die Räder auf den Heckgepäckträger packten. Jetzt erst spürte ich, dass es doch in einigen Körperregionen ziemlich schmerzt. Am schlimmsten für den Moment waren die beiden Handgelenke und die Rippen. So musste Lore den Hauptpart beim Verladen der Fahrräder übernehmen. So gegen 11 Uhr fuhren wir schließlich los. Einen ersten Stop legten wir am Lödensee ein, wo wir einen kurzen Spaziergang unternahmen.

Das nächste anvisierte Ziel war dann  der Hintersee bei Ramsau. Hier drehten wir eine komplette Runde um den See und durch den Zauberwald, der durch einen Felssturz entstand.

Zurück am Auto meldete sich dann der Kaffeedurst. Den stillten wir in Ramsau gleich neben der Kirche, die eines DER Fotomotive im bayrischen Alpenraum darstellt.

 

Gegen 4 erreichten wir dann unsere Pension in Schönau. Hier legten wir erst mal eine Pause ein. Für den Abend hatten wir uns mit Almut und Otto verabredet. Wie wir in Facebook gesehen hatten, waren die beiden mit Freunden in Bayrisch Gmain, also nur wenige Kilometer von uns entfernt. Gegen halb sieben starteten wir nach Bayrisch Gmain und verbrachten einen geselligen Abend beim Italiener.

 

 

 

Tag 5 Freitag 12. Juni 2020

 

 

Ich hatte in der Nacht nur sehr wenig geschlafen. Mit der Ruhe krochen auch die Schmerzen in meinen Körper. Es dauerte immer eine gefühlte Ewigkeit, bis ich eine schmerzfreie Position eingenommen hatte. Mit jedem Mal umdrehen, ging das dann wieder von vorne los. Ich war froh als ich endlich aufstehen konnte. Da beide Handgelenke stark angeschwollen waren, wollte ich nach dem Frühstück erst mal in ein Krankenhaus, um die beiden Hände röntgen zu lassen. Dabei stellte sich heraus, dass das rechten Gelenk „nur“ gestaucht und geprellt war, links wurde allerdings eine Knochenabsplitterung festgestellt. Das bedeute rechts eine Bandage, links eine Schiene, die ich jetzt für mindestens 2 Wochen tragen muss. Somit konnten wir erneut Urlaubspläne 2020 ad acta legen. Moped fahren ab Montag geht auf keine Fälle. So ein Sch…..

 

Zurück in der Pension stellten wir das Auto ab und fuhren dann mit dem Bus zum Königssee. Zumindest noch ein wenig das schöne Wetter nutzen. Auch den Plan mit dem Schiff nach St. Bartholomä zu fahren mussten wir verwerfen. Ausgelöst durch den gestrigen Feiertag und dem sonnigen Wetter, waren Unmengen von Leuten am Ticketschalter. Mehrere Stunden am Ticketschalter anzustehen war für uns keine Option. So spazierten wir entlang des Sees zum Malerwinkel um von dort den herrlichen Blick zu genießen. Erst als an einem Sicherungsseil ein weiterkommen nur unter Zuhilfenahme der Arme erforderlich war, musste ich mit meinen lädierten Händen passen. 

Wir drehten um und ließen uns im Café Malerwinkel einen Eiskaffee schmecken. Von dort sahen wir, dass sich die Warteschlangen an den Ticketschaltern aufgelöst hatten. Sollten wir doch noch über den See fahren können ? – Nein, die Tickets für den heutigen Tag waren bereits jetzt am frühen Nachmittag ausverkauft.

 

Wir spazierten dann noch zur Bobbahn und fuhren dann per Bus zurück zur Pension. Da die für morgen geplante Fahrradtour definitiv nicht stattfinden konnte, beschlossen wir schon heute abzureisen. Wir packten checkten aus und begaben uns auf die Autobahn. In Allershausen kehrten wir beim Fuchswirt zum Abendessen ein und beendeten unerwartet früh unseren ersten Urlaub 2020 (am fünften Tag).